Bauvorhaben: Privates Wohnhaus
Bauherr: Privat
Ort: Vintl
Baubeginn: 2003
Oberhalb von Vintl im Pustertal auf 800 m Meereshöhe ist eine moderne Interpretation eines Einfamilienhauses zu sehen. Mit seinen linearen Formen und der roten Außenfarbe steht es selbstbewusst inmitten der rustikalen Umgebung. Unterstrichen wird der moderne Baustil noch von dem in Sichtweite stehenden Bauernhaus, das mit seinem traditionellem Aussehen einen unübersehbaren Kontrast bildet.
Die Idee war, nicht ein nachgebildetes Bauernhaus zu errichten, sondern etwas an die Zeit Angepasstes mit zeitgemäßen Materialien, Techniken Baustoffen. So sind die Fensterflächen wegen ihrer guten Isolierung groß gehalten und ermöglichen den massiven Einfall von Tageslicht. Auch die Räume selbst sind größer als üblich ausgefallen: So gibt es ein Schlafzimmer mit begehbarem Schrank, auch das Bad ist etwas großzügiger.
Der Wohnzimmerbereich liegt tiefer als der Eingang. Der Besucher steigt einige Stufen hinab und steht dann mitten im Herzstück des Hauses. Klar dominiert wird dieser Raum von einem ungewöhnlichen Holzofen. Durch seine lang gestreckte Form dient er neben seiner Funktion als Wärmequelle auch als Raumteiler. „Dadurch haben wir erreicht, dass der Raum trotz seiner Größe nicht zu riesig wirkt, dabei aber trotzdem angenehm offen bleibt“, beschreibt der Hausherr.
Dem Wunsch der Bauherren, ein möglichst naturnahes und dem ökologischen Gedanken verpflichtetes Heim zu errichten, wurde auf verschiedene Art entsprochen: da ist einmal die Holzbauweise zu nennen. Das Haus wurde in Holzständerbauweise errichtet. Passend dazu: Holzböden in Lärche … und damit die Feuchtigkeit im Raume stimmt: kombinierter Lehmbau.
Eine breite Glastürfront führt vom Wohnbereich aus in den zum Teil mit Hartholzbrettern ausgelegten Gartenbereich mit breitem Vordach. In das obere Stockwerk gelangt man über eine Stahltreppe, das von einem einzigen Raum eingenommen wird. Eine breite Glasfront gibt auch hier den Blick auf die Berge frei. Zurzeit dient dieser Raum hauptsächlich als Gästezimmer. Königlicher können Besucher wohl nicht untergebracht werden.
Der Durchgang vom Wohnzimmerbereich zur Küche ist offen. Die Küche selbst befindet sich in einem lang gestreckten Quader, der von außen an das Haus angedockt erscheint. Auf seinem Dach trohnt die weitläufige Terrasse.
Auch die Küche ist lichtdurchflutet, die Einrichtung linear und funktionell gestaltet. Eine große Kochinsel ist der zentrale Blickfang, darin ist alles untergebracht, was zum Kochen notwendig ist. Durch diese Anordnung blieben die Wände frei von jedwedem Mobiliar, was die klare Schlichtheit noch einmal unterstreicht. Die mit dem Haus verbundene Kopfseite wurde mit einer hohen Küchenzeile verbaut, in der unter anderem Kühlschrank und Backofen untergebracht sind. Der Clou dabei: Darin eingelassen ist die Tür, die in die dahinter liegende Vorratskammer führt. Eine elegante und witzige Lösung zugleich.
Dafür, dass in dem Klimahaus auch im Inneren das Klima passt, sorgt eine automatische Belüftung, die alle Räume mit dosierter Frischluft versorgt. Die Lüftungsöffnungen sind zum Teil in den Decken, zum Teil in den Böden integriert. Das sorgt für eine sanfte und kaum wahrnehmbare Quellbelüftung. Als Heizung wird Erdwärme und ein Kachelofen im Wohnzimmer genutzt.
Die Fassade des Hauses wurde mit vorgehängten Trespa-Platten ausgestattet, während der Erschließungsbau weiß verputzt ist. Nicht sofort klar war, welche Farbe die außen angebrachten Trespa-Platten haben sollten. Lieber unauffällig oder doch etwas selbstbewusster? Die Wahl ist auf rot gefallen. Nicht zuletzt harmoniere gerade dieser Farbton am besten mit dem neben dem Gebäude stehenden Kirschbaum.
Der Jury des Architekturwettbewerbes „Architetti interpretano la casa d‘abitazione italiana“ gefiel es auf Anhieb. Unter 180 eingereichten Arbeiten wurde das Haus Dorner/Schiner unter die 25 besten gewählt.